Die Magie des Dialogs
Liebe IKT-Freundin, lieber IKT-Freund!
Was macht den Dialog zu etwas Magischem? Wie können kleine Änderungen in der Wortwahl Türen der Möglichkeiten öffnen, um in einen authentischen Dialog zu kommen? Wie kann Dialog gelingen, ohne dass wir mit unseren Werten, inneren Bildern und Vorstellungen unser Gegenüber beeinflussen? Im Folgenden gehen wir diesen Fragen nach und möchten einladen, über Sprache und Worte nachzudenken, um so die Magie des Dialogs in seiner Gänze und Vielfalt zu erfahren.

Wie drückt sich das Potenzial der gesunden Lebensbewegung aus, wohin will sich die Energie bewegen? Gemeinsam lauschen wir, sinken tief in das Wahrnehmen und öffnen uns unserem inneren Hinhören. Diese Präsenz ist das Wichtigste und Wertvollste, das wir anderen Menschen entgegenbringen können. Präsenz ist der Schlüssel, um andere Menschen zu erreichen und mit ihnen in Beziehung zu gehen. In der Achtsamkeit nehmen wir wahr, was ist, ohne zu bewerten. Ganz ohne Worte verweilen wir in dem, was ist, und bieten der Person Möglichkeiten an, sich und ihr Erleben zu erkunden, zu erforschen und zu entdecken.
Achtsamkeit im Gespräch wiederum bedeutet, mit den eigenen Worten, Werten und Bedürfnissen sowie mit denen des Gegenübers einfühlsam in Kontakt zu sein. Wie gelingt es nun, mit einer Frage diesem Erkunden und Erforschen noch mehr Richtung und Raum zu geben, ohne den Kontakt zu verlieren? Dies erleben wir in unserer komplementärtherapeutischen Arbeit mitunter als eine der grössten Herausforderungen.
Die Wirkkräfte des Dialogs
Kommunikation geschieht auf verschiedenen Ebenen, und wir können nicht nicht kommunizieren, wie Paul Watzlawick es so treffend formulierte. Wird dies als Chance angesehen, eröffnen sich viele neue Möglichkeiten, unsere Arbeit als Körpertherapeut:innen zu erweitern und zu entwickeln. Die Verbindung von „body mind” und „mental mind” ist eine fantastische Reise.Und so sind jedes Gespräch und jede Begegnung mit einem Menschen einzigartig. Nicht alle Kommunikationswerkzeuge lassen sich auf jede/n Gesprächspartner:in anwenden. Die einen reden viel und gerne, andere fühlen sich von vielen Fragen bedrängt und überfordert. Fingerspitzengefühl ist hier angebracht.
Schauen wir uns die Wirkkräfte der Sprache etwas näher an, so wird uns die Magie darin umso bewusster. Die Sprache umspannt die gesamte Menschheitsgeschichte. Die grössten menschlichen Errungenschaften und die grössten Missverständnisse wurden durch die Sprache ermöglicht. Die Sprache wird von drei Wirkkräften begleitet: der Energie des Wortes selbst, der Energie der Gefühle und der Energie der Schwingung, die das gesprochene Wort erzeugt.
Die Energie des Wortes
Jedes Wort trägt eine allgemeine und eine persönliche Bedeutung in sich sowie die daran gebundene persönliche Erinnerung, welche mit viel Energie (positiv/ negativ) verbunden ist. So hat z.B. das Wort ‚warten‘ für einen Menschen etwas Negatives, weil er als Kind viele Samstag-Nachmittage vergeblich auf seinen Vater warten musste, der ihn regelmässig zu spät abholte. Bei jemand anderem hat ‚warten‘ mit Vorfreude zu tun (auf den Geburtstag, die Ferien, etc.).Botschaften und Lerninhalte, die mit allen Sinnen gefühlt und somit ganzheitlich erfasst wurden, bleiben länger in Erinnerung als solche, die nur mit dem Kopf gelernt und gedacht wurden. Das ganzheitlich Erlebte prägt sich besser ein.
Die Energie der Gefühle
Zwischen Gefühlen und Sprache besteht eine enge Beziehung. Das Gefühl hinter den Worten färbt die Vibration des Klanges und determiniert die Art und Weise des sprachlichen Ausdrucks. Die zuhörende Person kann Gefühle hinter dem sprachlichen Ausdruck der sprechenden Person wahrnehmen. Das Gefühl kann daher auch als subtile Sprache bezeichnet werden.Diese subtile Kommunikation schafft Übereinstimmung, in der auch die Stärke der Gefühle mitgeteilt wird. Wenn man positiv an jemanden denkt und positive Gefühle für ihn hegt, lassen diese meist beim Anderen ebenfalls positive Gedanken und Gefühle entstehen. Gedanken und Gefühle der Ablehnung produzieren beim Anderen häufig ebenfalls unstimmige Gedanken und Gefühle.
Die Energie der Schwingungen
Die aktuellen Forschungsergebnisse hinsichtlich Sprache und Klang sprechen von drei miteinander verbundenen Kräften: Kraft des Gefühls, Kraft der Lautäusserung und Kraft der Artikulation. So entsteht beispielsweise die Kraft eines Mantras aus dem Gefühl und der Artikulation, welche den Gesetzen der Schwingungslehre unterliegen. Artikulation erzeugt Vibration; ein gesprochenes Wort kann Alphawellen, ein anderes Beta- oder Thetawellen im Gehirn des Zuhörers oder der Zuhörerin erzeugen.Reflexion über Wortwahl
Die Wirkung und Wahrnehmung der gesprochenen Worte (mental, emotional und physisch) beeinflussen Hörende und Sprechende in einer Wechselwirkung zueinander. Lassen wir ein paar Beispiele in uns erklingen und erfühlen diese, so wird uns die Wirksamkeit deutlich:„Ich muss mit dir reden, ist aber nichts Schlimmes.“
„Ich besuche einen Menschen und will nur vorbeischauen.“
„Ich habe ein Attentat auf dich vor.“
„Ich kann keine Klient:innen aufnehmen, da ich „bis oben voll“ bin.“
Terminverschiebung: „Ich lösche dich aus der Agenda.“
„Es wird schon klappen.“ − „Es wird schon gelingen.“
Vom Können – Müssen – Dürfen
Ich lade dich ein, in deinem Klangraum folgende Sätze hörbar auszusprechen, sie schwingen zu lassen und dich zu fragen: Was fühle ich, und wo fühle ich es?„Ich kann eine Behandlung durchführen.“
Was fühlst du?
„Ich muss eine Behandlung durchführen.“
Was fühlst du?
„Ich darf eine Behandlung durchführen.“
Was fühlst du? Nimmst du Unterschiede wahr?
Nehmen wir noch das Wort „aber“ in den Fokus. So rasch ist es ausgesprochen und entfaltet seine überraschende Wirkung. Lassen wir es nun in uns klingen:
„Gehst du deinem Impuls nach, nimmst du wahr, was dir guttut, aber denke daran, zentriert zu bleiben, sobald das Gefühl der Unsicherheit wiederkommt.“
Wie klingt dies in dir? Auf was hat sich deine Wahrnehmung nun ausgerichtet? Auf das, was guttut oder auf das Gefühl der Unsicherheit? Und was verändert sich in der Wahrnehmung mit dem Wort „und“?
„Gehe deinem Impuls nach, nimm wahr, was dir guttut, und denk daran, zentriert zu bleiben, sobald das Gefühl der Unsicherheit wiederkommt.“
Mit „und“ signalisieren wir eine Verbindung, in Verbindung sein mit der Ressource und eine mögliche positive Erweiterung. Mit „Clean Language“ folgen wir in den Fragen sehr konkret dem verbindenden Wort „und“, indem wir fragen: „Und gibt es noch etwas?“ oder „Und ist es ein guter Moment…?“
Mit diesen kleinen Übungen wurde sicherlich für alle Folgendes sichtbar:
Das ausgesprochene Wort hat eine intensivere Schwingung als der unausgesprochene Gedanke und somit eine stärkere Auswirkung auf das Erleben. In der Sprache spiegeln sich unsere Lebensthemen wie Ängste, Erfahrungen, Selbstwert und anderes. Wie oben ausgeführt, befördern somit Hören und Sprechen Energien, die in ihrer Wirkung weit über das hinausgehen, was uns intellektuell bewusst wird. Diese Energie der Schwingungen durchdringt unseren Körper und geht mit ihm in Resonanz.
Offene Präsenz
Wie kann nun Dialog gelingen, ohne dass wir unser Gegenüber mit unseren Werten, inneren Bildern und Vorstellungen beeinflussen? Indem wir uns darin üben, präsent im gegenwärtigen Augenblick zu sein und unser Gegenüber einladen, sein Erleben und Empfinden zu schildern. In dieser Offenheit und Präsenz lassen wir die Person teilhaben an ihrem Gesagten, indem wir es ihr spiegeln, es paraphrasieren und pacen. Hierdurch gelingt es ihr unbeeinflusst, sich selbst und ihr Erleben zu erkennen und ihre eigenen Antworten zu finden.
Gerne möchte ich diese gedankliche Reise zur „Magie des Dialoges“ mit einem Zitat von Friedemann Schulz von Thun schliessen und wünsche allen Leser:innen viel Freude und Entdeckergeist mit den Wirkkräften des Dialoges.
„Kommunikation braucht Achtsamkeit in dreifacher Hinsicht: die Achtsamkeit für sich selbst, für das Gegenüber und für die Situation.“
Lieben Gruss
Claudia Per